Demokratie erleben: Abgeordnete und Auszubildende im offenen Gespräch

Wie funktioniert Demokratie in der Praxis? Wie entstehen politische Entscheidungen? Und wie fühlt es sich an, den Menschen gegenüberzusitzen, die im Hessischen Landtag über Themen abstimmen, die das eigene Leben direkt betreffen? All das konnten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 24 IN a (Industriekaufleute) und 24 BU a (Kaufleute für Büromanagement) der Peter-Paul-Cahensly-Schule beim Projekt dialogP hautnah erleben.

Das besondere Veranstaltungsformat bringt Abgeordnete des Hessischen Landtags direkt in die Schule – nicht für ein Podium oder einen Vortrag, sondern für einen direkten, ehrlichen und persönlichen Austausch. Dabei sitzen die Jugendlichen in kleinen Gruppen mit den Politikerinnen und Politikern zusammen, die von Tisch zu Tisch wechseln – wie bei einem Speed-Dating der Demokratie.

Im Vorfeld wurden im Politikunterricht unter der Leitung von Dr. Christine Schneider und Petra Betz die von den Schülerinnen und Schülern gewählten Themen intensiv vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler haben nicht nur die Strukturen und Aufgaben des Hessischen Landtags kennengelernt, sondern auch gelernt, sich mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen differenziert auseinanderzusetzen. „Die Jugendlichen verlassen ihre eigenen Sichtweisen, versetzen sich in andere Perspektiven, recherchieren Argumente und lernen, politische Motive aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten“, betont Dr. Christine Schneider. Genau darin liege der besondere Wert dieses Projekts.

Themen, die Schüler bewegen

Diskutiert wurden Themen, die den Jugendlichen unter den Nägeln brennen. Etwa die Frage, ob Menstruationsprodukte für Frauen kostenlos erhältlich sein sollten oder ob ein neues Unterrichtsfach für Lebenspraxis sinnvoll wäre. Für beides fand sich eine deutliche Mehrheit unter den Schülerinnen und Schülern. Auch die Frage nach einer stärkeren Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen wurde mehrheitlich befürwortet – aus einem wachsenden Bedürfnis nach Sicherheit, aber nicht ohne kritische Bedenken zum Thema Datenschutz. Deutlich weniger Zustimmung fand dagegen der Vorschlag, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Und viele der Teilnehmenden äußerten Unverständnis darüber, dass Auszubildende in sozialer Hinsicht schlechter gestellt sind als Bürgergeldempfänger – ein Umstand, der als ungerecht empfunden wurde. Insgesamt zeigten die Schülerinnen und Schüler klare Positionen, etwa ein großes Interesse an gesellschaftlicher Gerechtigkeit, dem Schutz der Privatsphäre, aber auch an einer besseren Vorbereitung auf das reale Leben durch die Schule.

Politiker aus der Region

Besonders beeindruckt waren viele Jugendliche von der Offenheit der Abgeordneten. Sebastian Sommer (CDU), Dimitri Schulz (AfD), Tobias Eckert (SPD), Hans-Jürgen Müller (Bündnis 90/Die Grünen) und Marion Schardt-Sauer (FDP) nahmen sich Zeit, hörten aufmerksam zu und beantworteten die Fragen auf Augenhöhe. Immer wieder wurde deutlich, dass politische Meinungen nicht immer deckungsgleich mit Parteiprogrammen sind – und dass auch unter Berufspolitikerinnen und -politikern differenzierte Haltungen vertreten werden.

Für die Schülerinnen und Schüler war dialogP mehr als eine besondere Schulstunde: Viele zeigten sich überrascht, wie nahbar Politik sein kann, wenn man mit den Menschen dahinter direkt ins Gespräch kommt. „Ich hätte nicht gedacht, dass Politiker so offen und ehrlich mit uns diskutieren. Es war spannend, ihre persönlichen Meinungen zu hören und zu merken, dass sie uns wirklich ernst nehmen“, so das Fazit einer Schülerin.