
Kinder in Flüchtlingslagern: Leben in einer endlosen Warteschleife
- Posted by PPC-Limburg
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- Date 2. Dezember 2025
Kinder in Flüchtlingslagern: Leben in einer endlosen Warteschleife
Die renommierte Menschenrechtsaktivistin und Dokumentarfotografin Alea Horst hat an der Peter-Paul-Cahensly-Schule Limburg einen eindrucksvollen Vortrag über die Lebensbedingungen von Kindern in Flüchtlingslagern weltweit gehalten.
Schulleiter Detlef Winkler betonte in seiner Begrüßung: „Alea Horst gibt Kindern in Not, die unter dramatischen Bedingungen in Flüchtlingscamps leben, ein Gesicht.“ Vor fünf Klassen aus den Berufsfachschulen und dem Beruflichen Gymnasium gewährte Horst einen ungeschönten Einblick in Lebenswirklichkeiten, die viele nur aus Nachrichten kennen – und oft verdrängen.
Die Präsentation von Alea Horst, kombiniert mit einer Lesung aus ihrem Buch, passt in besonderer Weise zum Selbstverständnis der Schule: Die Peter-Paul-Cahensly-Schule ist sowohl eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ als auch eine UNESCO-Projektschule. Als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verpflichtet sie sich,
aktiv gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus einzutreten und Projekte umzusetzen, die Vielfalt fördern und gesellschaftliche Verantwortung stärken. Als UNESCO-Schule orientiert sie sich zudem an den Leitlinien der UNESCO – insbesondere an internationaler Verständigung, Menschenrechten, nachhaltiger Entwicklung und globalem Lernen. Vor diesem Hintergrund bot Horsts Vortrag einen authentischen und bewegenden Anlass, sich mit globalen Ungerechtigkeiten auseinanderzusetzen.
Von der Hochzeitsfotografie zur Menschenrechtsarbeit
Bis 2015 arbeitete Horst als Hochzeitsfotografin, bevor sie in Griechenland erstmals Seenothilfe leistete. Dieser Einsatz veränderte ihr Leben: Seitdem hat sie mehr als 30 internationale Hilfsprojekte unterstützt – unter anderem in Afghanistan, Syrien, Bangladesch, Äthiopien und Mexiko. Ihre Fotografien erzählen würdevoll die Geschichten von Menschen in Krisengebieten, um diese in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Für ihr Engagement wurde sie mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Immer wieder betont Horst, dass es Mut brauche, Verantwortung zu übernehmen: „Wir alle haben verschiedene Fähigkeiten, um etwas gegen Ungerechtigkeit tun zu können.“ Ihre Entscheidung, Hilfsarbeit zu leisten, sei ein „Sprung ins kalte Wasser“ gewesen – doch einer, der alles verändert habe.
Hinter die Kulissen der Flüchtlingslager geschaut
Horst reist immer gemeinsam mit Hilfsorganisationen in die Camps. „Die Menschen haben mich aufgenommen und in ihr Leben gelassen“, erzählt sie den Schülerinnen und Schülern der Limburger Schule. Oft sei sie von den ärmsten Familien eingeladen
worden, in ihren provisorischen Unterkünften Tee zu trinken. Entscheidend sei für sie ein respektvoller, nicht auf Sensation abzielender Umgang: „Mir ist wichtig, den Menschen ihre Würde zu lassen. Ich möchte keinen plakativen, sondern einen sensitiven Blick.“
Insgesamt viermal war Horst bereits jeweils drei Wochen in den Lagern auf Lesbos. Die Erfahrungen prägen sie nachhaltig: „Wenn man das Elend der Menschen dort gesehen und gerochen hat, dann kann man nicht mehr in ein normales Leben zurückkehren.“ Dabei liege ihr besonders am Herzen, dass nicht nur über Kinder gesprochen werde – sondern mit ihnen. „Wir müssen aufhören, über sie zu sprechen, und sie selbst sprechen lassen. Diese Kinder wissen sehr genau, dass ihnen großes Unrecht widerfährt.“ In vielen Porträts lese sie „eine leise Anklage“ in ihren Augen – auch, weil sie als Fotografin eine Vertreterin der erwachsenen Welt sei, die Kinder im Stich lasse.
Bewegende Geschichten
Aus dem Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos entstand ihr Bildband „Manchmal male ich ein Haus für uns“, in dem 22 Kinder aus unterschiedlichen Ländern porträtiert werden. Trotz ihrer Schicksale öffneten sich die Kinder ihr „offen und neugierig“ – denn „eine Kamera kann Brücken bauen“. Doch die Realität hinter den Bildern bleibt hart. Besonders eindrücklich schilderte Horst die Geschichte der 10-jährigen Tajala aus Afghanistan, die sie während ihrer Einsätze kennenlernte. Tajala lebte mit ihrer Familie im alten Lager Moria, bevor es 2020 niederbrannte. „Wir hatten nur ein kleines Iglu-Zelt“, erzählt das Mädchen. „Dann baute mein Vater aus Holz und Plastik eine größere Hütte. Aber dann kam das Feuer – und alles ist verbrannt.“ Nach dem Brand mussten sie zehn Tage auf der Straße ausharren: „Wir konnten nirgendwohin, mussten auf dem Bürgersteig bleiben. Es gab kein Essen, keine Decken, nicht einmal Wasser.“ Auch das Leben im neuen Zeltlager ist belastend. „Wenn es regnet oder stürmt, ist es so laut, dass man sich die Ohren zuhalten muss. Ich habe Angst.“ Tajala berichtet außerdem von häufigen Albträumen: „Oft träume ich, dass wir ertrinken. Wir sinken unter Wasser und gehen unter.“
Solche Stimmen machen deutlich, wie sehr Kinder und Jugendliche die Situation begreifen – und wie dringend sich viele nach Sicherheit, Bildung und einer Zukunft sehnen.
Betroffenheit spürbar
Horsts Bilder und Berichte hinterließen bei den Jugendlichen der Peter-Paul-Cahensly-Schule sichtbare Spuren. In der anschließenden Diskussion stellten sie zahlreiche Fragen, erzählten von eigenen Erfahrungen und zeigten sich betroffen über die Zustände in den Krisengebieten. Besonders im Fokus stand die Frage, warum diese Missstände vielerorts hingenommen würden und weshalb grundlegende Hilfssysteme nicht längst verbessert worden seien.
Kontaktdaten:
Peter-Paul-Cahensly-Schule
Zeppelinstr. 39
65549 Limburg
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