Ausstellung zur Gedenkstättenfahrt nach Buchenwald
- Posted by PPC-Limburg
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- Date 1. Oktober 2022
Grausames Kapitel der Weltgeschichte – PPC-Schüler stellen Fragen
Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 des Beruflichen Gymnasiums der Peter-Paul-Cahensly-Schule Limburg erkundeten das nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald nahe Weimar. Mit dieser Fahrt wollten die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Erinnerungskultur aufrechterhalten, sondern auch davor warnen, dass solche grausamen Taten nicht mehr stattfinden.
Über Vernichtungs- und Konzentrationslager zur Zeit des Nationalsozialismus wissen die meisten Jugendlichen einiges. Doch die Schülerinnen und Schüler der Peter-Paul-Cahensly-Schule sagen: „Vor Ort zu sein, das ist etwas anderes.“
Die Jugendlichen besuchten das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald und stellten sich somit der dunkelsten Seite der deutschen Geschichte. Mindestens 56.000 Menschen sterben an Folter, Ermordungen, medizinischen Experimenten und Auszehrung. Mit dem Lager sollten politische Gegner, Juden, Sinti und Roma sowie „Gemeinschaftsfremde“, wie Homosexuelle, Wohnungslose und Vorbestrafte, dauerhaft aus der deutschen Volksgemeinschaft ausgeschlossen werden.
Nach Kriegsbeginn wurden Menschen aus ganz Europa auf dem Ettersberg bei Weimar verschleppt. In einer eigens errichteten Tötungsanlage werden über 8.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen. Im April 1945 wurde Buchenwald durch die amerikanischen Alliierten befreit. Das Häftlingslager hatte am Ende eine Fläche von 400.000 Quadratmetern. Insgesamt waren im Konzentrationslager Buchenwald und seinen 139 Außenlagern fast 280.000 Menschen aus über 50 Ländern inhaftiert. Heute erinnern die Gedenkstätte und das Museum an die Geschichte des Konzentrationslagers.
Nicht nur erinnern, sondern warnen
„Was Böseres kann es auf der Welt nicht geben“, berichtet die Teilnehmerin Rajana Ismailov. Man könne sich vorher nicht vorstellen, wozu Menschen fähig seien – bis man dort war. Die Erzählungen und Texte, die man zu der Thematik kenne, seien vor Ort sichtbar geworden. „Dort zu stehen, wo so viele Menschen gestorben sind, das war krass“, bestätigen die Schülerinnen und Schüler.
„Die Fahrt war eine riesige Bereicherung, ich bin froh, den Platz bekommen zu haben“, sagt Marius Wulf. Denn das Interesse war groß. Plätze gab es nur 17. Für interessierte Klassen gab es in der zweiten Schulwoche nach den Sommerferien in der Aula Präsentationen und die Möglichkeit für einen Austausch von Fragen und Antworten unter den Schülern.
Organisiert und durchgeführt wurde die Gedenkstättenfahrt von den Pädagogen Sebastian Wendt und Petra Betz. „Buchenwald, ein Ort, den Schülern bislang nur aus dem Schulbuch oder aus Filmen kannten, ist ihnen sehr greifbar geworden“, so Politiklehrer Sebastian Wendt. Für alle Beteiligten seien die Eindrücke ziemlich schockierend und sehr emotional gewesen. Bereits Monate zuvor hatten die Schüler sich in ihrer Freizeit und in einer Arbeitsgemeinschaft auf dieses Thema vorbereitet.
Pädagogisch begleitet wurde die Besuchergruppe aus Limburg von Sandra Sembdner, die gleichzeitig auch die Stadtführung in Weimar unter dem Titel „Weimar und seine Bezüge zum Nationalsozialismus“ vornahm.
Erschütternde Geschichte
Neben der geführten Besichtigung der Gedenkstätte Buchenwald nahmen die Schülerinnen und Schüler an einem Workshop teil, der die pseudo-medizinischen Experimente in Buchenwald zum Thema hatte. „Wie Ärzte, die doch Leben retten sollen und sogar einen Eid darauf geschworen haben, im Auftrag des ‚Dritten Reichs‘ unter dem Deckmantel der Forschung unvorstellbare grausame Experimente an Menschen machten, sie quälten und töteten, war für mich äußerst erschreckend“, weiß Oberstufenschüler Eric Kreusel emotional zu berichten. In der Gedenkstätte führte der Weg in die Sezierräume der pathologischen Abteilung – der Ort, an dem die SS die Leichname der getöteten Häftlinge vor der Verbrennung gezielt ausplündern ließ. Die Goldzähne wurden herausgebrochen, und aus Organen und Skeletten wurden Präparate hergestellt. „Bis heute sind Werkzeuge und Kratzer auf den Tischen zu sehen“, schildert Eric Kreusel das grausame Bild. Rajana Ismailov: „Für mich und alle anderen Mitschüler ist ganz klar: So etwas darf sich auf der Welt niemals wiederholen.“
Die Gruppe setzte sich unter anderem mit der Geschichte von Stefan Jerzy Zweig auseinander, der als kleines Kind den Aufenthalt in Buchenwald überlegte. Und nur deswegen, weil ein Teil der Insassen ihn unter Einsatz ihres eigenen Lebens versteckte. „Dies ist ein Zeichen des Zusammenhalts in grausamen Zeiten und zeigt eine ermutigende Wirkung auf die Jugendlichen“, so Begleiterin Betz.
„Den Jugendlichen ist klar geworden, dass dieser bedrückende Ort in Zukunft von vielen Menschen weiter besucht werden soll, um die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig zu halten und Gegenpole zu rechtsradikalen Tendenzen in der Gesellschaft zu setzen“, so Lehrer Wendt.
Ziel der Exkursion sei es gewesen, das Geschichtswissen der Jugendlichen zu erweitern, sie bei der Ausprägung eines selbst verantworteten Geschichtsbewusstseins zu unterstützen und ihre Handlungsmotivation zu stärken. Entsprechend dem Leitgedanken der Peter-Paul-Cahensly-Schule sollen sich die Schülerinnen und Schüler aktiv gegen aktuelle Erscheinungsformen der Ungleichwertigkeit von Menschen, Rassismus oder Antisemitismus einsetzen.
Die Exkursion fand in enger Kooperation mit dem Verein „WIR SIND MEHR – gegen Rechtsextremismus für DEMORATIE und TOLERANZ Limburg-Weilburg e.V.“ statt, der die Trägerschaft übernahm. Über das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund konnten Mittel des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestellt werden, die sich an Jugendprogramme von überregionaler Bedeutung finanziell beteiligt.
Kontaktdaten:
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Zeppelinstr. 39
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