
Klare Haltung gegen Diskriminierung zeigen
- Posted by PPC-Limburg
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- Date 14. März 2024
Klare Haltung gegen Diskriminierung zeigen
Rechtspopulismus, Alltagsrassismus, diskriminierende Äußerungen im Unterricht. Wie kann man reagieren? Was kann man sagen? Ansprechen oder Schweigen? „Mann müsste…Haltung zeigen“, sagen einige. Aber welche Haltung genau? Und was braucht es dafür? Um diese Fragen ging es am diesjährigen Pädagogischen Tag der Peter-Paul-Cahensly-Schule Limburg. Antworten dazu gab es mit der Methode der Praxisforschung. Es wurden konkrete Anregungen für die Lehrkräfte gegeben und zum Nachdenken über Haltung eingeladen.
Zum Pädagogischen Tag an der Peter-Paul-Cahensly-Schule Limburg wurden zahlreichen Expertinnen und Experten aus Vereinen und Institutionen eingeladen, die aus ihrer Sicht Rassismus und Diskriminierung im schulischen Alltag beleuchten. So galt es durch die Lehrerinnen und Lehrer das Thema des Tages „Haltung zeigen – Reagieren auf Diskriminierung, Rechtspopulismus und Rassismus in der Schule“ aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
In einem Einführungsvortrag von Dr. Eva Georg von der Werkstatt für Demokratieförderung e.V. Marburg wurden Empfehlungen und Anregungen für den Umgang mit Rassismus und Diskriminierung gegeben. Dr. Eva Georg arbeitet an der Philipps-Universität Marburg an den Schwerpunkten Bildungs- und Beratungsarbeit sowie Diskriminierung und Diversität.
Lehrkräfte sollten eine Haltung gegenüber rechtsextremistischem oder antisemitischem Gedankengut einnehmen. „Lehrkräfte dürfen und müssen nicht neutral zu menschenverachtenden Äußerungen sein“, so Dr. Eva Georg. Und dennoch sei beispielsweise eine Verunsicherung nach den Plattformen der AfD-Partei aus den Jahren 2018 und 2019 geblieben, in denen Schülerinnen und Schüler Lehrkräfte melden konnten, „wenn sie sich im Unterricht nicht neutral verhalten“.
„Stellen Sie sich Diskriminierung entgegen“
Im Unterrichtsalltag stellten sich die Pädagoginnen und Pädagogen oft die Frage, was sie sagen müssen und dürfen, so Dr. Georg. Die Expertin gab hierzu zahlreiche Handlungsempfehlungen zu den Grenzen des Sagbaren. Sie gab Hinweise, wo und wann Lehrerinnen und Lehrer mit welcher Begründung zu diskriminierenden Äußerungen im Unterricht intervenieren können. Zwar würden Lehrkräfte dem Neutralitätsgebot unterliegen, dies bedeute jedoch nicht, dass eine Stellungnahme oder ein Urteil gegenüber diesen Äußerungen unterdrückt werden müssten. Im Gegenteil. Diskriminierende Äußerungen im Unterricht sollten klar benannt und nicht stehen gelassen werden, so Dr. Georg. Daneben weise sie darauf hin, dass auch Lehrinnen und Lehrer eine Schutzpflicht gegenüber Schülerinnen und Schüler hätten, damit diese keine Diskriminierung erleben müssten. Auf der anderen Seite würden auch Schülerinnen und Schüler sich darüber informieren, welche Begriffe und Umschreibungen denn nun richtig seien, um sich nicht diskriminierend zu äußern oder rassistisch zu handeln. Die Institution Schule müsse nach Ansicht der Antidiskriminierungsberaterin Dr. Georg Räume und Zeit für Evaluationen und Austauschmöglichkeiten innerhalb des Kollegiums geben. Hier sollten Schulen sich nicht scheuen, externe Hilfe von außen zu holen.
Um eine Haltung gegenüber antidemokratischen Äußerungen oder menschenverachtender Diskriminierung einnehmen zu können, müsse diese Haltung sichtbar gemacht werden, empfiehlt Dr. Georg. Haltung sei Handlung. Es gelte Ansprechstrukturen für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zu schaffen, die die Anonymität und die Zusicherung von Vertraulichkeit gewährleisten. Ebenso sei es wichtig, diskriminierende Äußerungen oder rechtsextremistische Codes zu erkennen. Diese Empfehlungen seien für die Antidiskriminierungsberaterin wesentliche Gelingensbedingungen.
Umfangreiches Expertenwissen
Organisiert wurde der Pädagogische Tag in verschiedenen Workshop-Angeboten, wobei sich die Lehrkräfte der Limburger Schule je nach Interesse für ein Spezialgebiet entscheiden konnten. Um herauszufinden, was Heranwachsende prägt, ausmacht und wie es gelingt konfliktfrei im System Schule arbeiten zu können, gab es einen kompetenten Einblick von Marcel Unkelbach von „No-Excuses“. Als Experte für soziales Kompetenztraining, Gewaltprävention und Mobbingintervention stellte er in seinem Workshop dar, dass die Schule häufig ein Ventil für verschiedene Problemlagen der Einzelnen sei. Anregungen und Strategien mit dem Umgang von unbewussten aber auch ganz offenen antisemitischen und rassistischen Äußerungen bot Dr. Türkân Kanbıçak vom Jüdischen Museum der Stadt Frankfurt am Main. Als Projektleiterin für Outreachprogramme vermittelte sie anhand interaktiver Analysen Einblicke in die Entwicklung und Wirkmächtigkeit der öffentlichen Diskurse und Ereignisse.
Methoden und Übungen für den Abbau von Vorurteilen, für die Überwindung von Rassismus sowie für einen konstruktiven und wertschätzenden Umgang innerhalb der Klasse vermittelte Sherif Korodowou. Als Diplom-Politologe ist er beim Impuls-Institut für konstruktive Konfliktbearbeitung Marburg Berater für Integrationsfragen. Im Workshop „Jugendkulturen, Medien, Diskriminierungen, Demokratie und Engagement“ wurden unter anderem demokratiefördernde und demokratiegefährdende Entwicklungen in der Jugendszene und den sozialen Medien vorgestellt. Hier konnten die Lehrkräfte auf die Expertise von Gabriele Rohmann vom Archiv der Jugendkulturen e.V. aus Berlin zurückgreifen.
Ergänzt wurden die Angebote am Pädagogischen Tag der Peter-Paul-Chensly-Schule durch die Veranstaltung „Zu Potte kommen!“ vom Netzwerk für Demokratie und Courage Hessen. Dort wurde der Blick anhand von konkreten Beispielen auf die Verbreitung diskriminierender Einstellungen innerhalb der Gesellschaft geschärft. So standen bei diesem Workshop die Folgen für Betroffene im Mittelpunkt.
Unterstützt wurde der Pädagogische Tag vom Modellprojekt Hessen „Starke Lehrer – starke Schüler“, das von der Philipps-Universität Marburg begleitet wird. Des Weiteren von der Organisation „Partnerschaft für Demokratie Limburg“ und der „Kulturenwerkstatt Limburg“. Ebenso von „DEXT Fachstellen für Demokratieförderung und phänomenenübergreifende Extremismusprävention“ und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Kontaktdaten:
Peter-Paul-Cahensly-Schule
Zeppelinstr. 39
65549 Limburg
Telefon 06431 9479-0
Telefax 06431 9479-42
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E-Mail sekretariat@ppc-schule.de
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