In Erinnerung an Peter-Paul Cahensly
- Posted by PPC-Limburg
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- Date 25. September 2023
In Erinnerung an Peter-Paul Cahensly – Generalsekretärin des Raphaelswerk e.V. zu Besuch in der PPC-Schule
Vor 100 Jahren starb der Namensgeber der Peter-Paul-Cahensly-Schule Limburg und Gründer des heutigen Raphaelswerk e.V. Und aus diesem Anlass war die Generalsekretärin des Vereins, Frau Birgit Klaissle-Walk, mit einem Vortrag zum Thema Emigration und Remigration zu Besuch in der Limburger Schule.
1871 meldete sich der Limburger Kaufmann Peter-Paul Cahensly in Mainz auf der Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands, dem heutigen Katholikentag, zu Wort. Er wollte einen Verein gründen, der den vielen tausend Auswanderern, die damals Deutschland und Europa verließen, zur Seite stehen sollte. Während seiner Ausbildung hatte Cahensly in der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre deren menschunwürdige Lebensumstände kennengelernt und sah sie in großer Not. Die Auswanderer hatten oft bereits einen Großteil ihrer Habe in die Schiffspassage investiert. „Helfen wir nach besten Kräften dem unwissenden und oft so ratlos dastehenden Auswanderer“, warb damals Cahensly um Unterstützung für seine Idee. Daraus entstand der St. Raphaelsverein. Dieser sollte fortan die Seelsorge an den katholischen Siedlern übernehmen, nachdem sie von den Ankunftshäfen ins Landesinnere weitergezogen waren.
Heute informiert und berät der Hamburger Verein, dessen erster Generalsekretär Peter-Paul Cahensly war, Menschen, die befristet oder unbefristet im Ausland leben und arbeiten wollen. Ebenso im Ausland lebende Deutsche, die nach Deutschland zurückkehren wollen, oder Personen, die in einer binationalen Partnerschaft leben und die Auswanderung in das Heimatland des ausländischen Partners erwägen. Der Raphaelswerk e.V. ist ein Fachverband des Deutschen Caritasverbandes mit Sitz in Hamburg und im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz tätig.
„Gute Vorabinformationen sind wichtig. Denn daran scheitern oft Auswanderer“, so Klaissle-Walk gegenüber den interessierten Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12 des Beruflichen Gymnasiums. Zuerst müssten Fragen geklärt werden wie: Gibt es im Wunschland eine Visumpflicht, was muss ich tun, um Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu bekommen? Wenn Menschen über das Thema Auswanderung reden und hören, denken sie an das große Abenteuer in einem neuen Land, von Neugier getrieben, um sich auszuprobieren. Dies kann die Generalsekretärin nicht bestätigen. „Wer zu uns in die Beratungsstelle kommt, hat berufliche oder familiäre Gründe und erhofft neue Perspektiven.“ Denn die Entscheidung für eine Auswanderung liege schlussendlich bei den Menschen selbst.
Bürokratie größte Hürde
Bei der Auswanderung ist auch eine Frage wegweisend: Wird meine Berufsausbildung im Zielland anerkannt? Zwar gelte in der Europäischen Union die Freizügigkeit. Bei der Anerkennung von Abschlüssen aus Beruf und Studium sehe es von Staat zu Staat unterschiedlich aus. Hier seien die bürokratischen Hürden hoch. „Auswanderwillige brauchen also die Bereitschaft für einen oft mühsamen Weg und eine hohe Frustrationstoleranz“, weiß Klaissle-Walk. Ein gut bezahlter Job und eine feste Unterkunft reichen für den Wunsch ins Ausland zu wechseln nicht immer aus. „Ohne Geld geht dennoch nichts. Ohne Rücklagen kann es für Einwanderer schnell existenzbedrohend werden, etwa wenn sie das Zielland kurzfristig verlassen müssen, um ein neues Visum zu beantragen.“
„Lernen Sie das Zielland vorher kennen!“
Nach Aussagen von Klaissle-Walk gab es im vergangenen Jahr rund 270.000 Menschen, die ins Ausland ausgewandert sind. Allerdings: Dass die Menschen in der Beratung des Raphaelwerks e.V. romantische Vorstellungen über ihr Zielland hätten, kann Klaissle-Walk nicht bestätigen. Eine Auswanderung verlangt nach viel Realitätssinn. „Es ist etwas anderes, den Jahresurlaub auf einer Südseeinsel im Hotel zu verbringen und daraus die Lebenswirklichkeit im Ausland abzuleiten.“ Die Generalsekretärin empfiehlt, das auserkorene fremde Land jenseits der touristischen Pfade kennenzulernen und sich mit der dort herrschenden Arbeitskultur und Arbeitsprozessen auseinanderzusetzen. „Schweden ist zum Beispiel ein wunderbares Land. Sind Auswanderer bereit, Wochen und Monate ohne Tageslicht im Winter zu arbeiten und zu leben?“
Neben den klassischen Auswandererfragen kommen weitere Fragen zum mobilen Arbeiten hinzu: „Ich kann doch im Ausland arbeiten, ohne es meinem Arbeitgeber mitzuteilen.“ Dies müsse Frau Klaissle-Walk verneinen. Denn die Mitarbeiter hätten die Pflicht, den Arbeitgeber zu informieren. Denn dieser müsse eine Genehmigung für das Arbeiten im Ausland erteilen. Auch müsse geklärt werden, in welchem Land die Sozialversicherungsbeiträge würden. Daneben hätten nicht alle Länder den gleichen Standard wie beim deutschen Arbeitsrecht.
„Neu war in den letzten Jahren die Anfragen von Personen, die wegen der Coronapandemie auswandern wollen“, berichtet Klaissle-Walk. Dass die zurückliegende Pandemie ein Auslöser von Auswanderung in beispielsweise südamerikanische Länder sei, hält Klaissle-Walk für plausibel. Denn gesellschaftliche Motive waren schon immer Beweggründe für potenzielle Auswanderer. Die grundlegenden Argumente für eine Auswanderung seien heute die gleichen wie in den Gründerjahren des Raphaelvereins: Viele Menschen streben ein Leben in Ländern an, in denen sie sich bessere Lebensbedingungen erhoffen.
Mit der Auseinandersetzung des Auswanderns gelte es auch, die Rückwanderung mitzudenken. Politische und gesellschaftliche Auswirkungen könnten schnell Auslöser für eine Umkehr sein. „So haben wir einen höheren Beratungsbedarf nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union erfahren“, so Klaissle-Walk. Was tun, wenn ein Ehepartner keinen britischen Pass besitze und die Arbeitserlaubnis für eine bestimmte Zeit gelte?
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