Gedenkstättenfahrt nach Buchenwald
- Posted by PPC-Limburg
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- Date 10. September 2023
„Die Stiefelabputzer bekomme ich nicht aus dem Kopf“
19 Schülerinnen und Schüler der Peter-Paul-Cahensly-Schule Limburg unternahmen eine mehrtägige Gedenkstättenfahrt in das Konzentrationslager Buchenwald. In zahlreichen emotionalen Momenten erfuhren sie viel über das menschenverachtende Handeln während des Nationalsozialismus‘.
Die Limburger Schülergruppe, begleitet von Politiklehrer Sebastian Wendt und seiner Kollegin Annika von Schenck, setzte sich als Vorbereitung in Limburg dabei mit lokalen Schicksalen auseinander, so unter anderem mit Alfred Hirsch, der auch im Konzentrationslager Buchenwald im Jahre 1939 inhaftiert wurde. Dabei besichtigten sie den in Limburg befindlichen Stolperstein und andere Gedenkorte von Personen, die in Limburg lebten, und den jüdischen Friedhof, auf dem sich eine Stele befindet, die an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus erinnert.
Mithilfe von Referaten und Hintergrundrecherchen erfuhren die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld vieles über das Konzentrationslager Buchenwald. Unter anderen, dass das Konzentrationslager als Arbeitslager für politisch Verfolgte ab dem Jahre 1937 fungierte. Später, besonders nachdem die Nazis die so genannte Endlösung der Judenfrage beschlossen hatten, änderte sich die Zusammensetzung der Inhaftierten ganz wesentlich. Die Zustände wurden immer katastrophaler und unmenschlicher. Durch schwere körperliche Arbeit, Hunger, Erschießungen und Krankheiten starben bis 1945 über 56.000 Menschen.
Besondere Aufmerksamkeit erhielten während der Vorbereitung und der Durchführung der Fahrt zwei Opfergruppen, die der Homosexuellen und die der Sinti und Roma. Dies hängt mit dem Besuch von Gianni Jovanovic zusammen, der an der Peter-Paul-Cahensly-Schule auf Einladung des Vereins am 13. Oktober sein Buch „Wir Kinder der kleinen Mehrheit“ vorstellen wird. Die Schülergruppe lernte dabei, dass Sinti und Roma besonders verfolgt wurden, weil sie nicht in das rassistische Schema der Nazis passten. In Buchenwald gedachten sie dieser Menschen an der eigens dafür hergerichteten Stelle. Hier erinnerte man auch daran, dass Sinti und Roma Opfer von Menschenversuchen wurden. Die Wehrmacht brauchte ein Impfstoff gegen das Fleckfieber, an dem Soldaten an der Front erkrankten und starben. Um neue Impfstoffe zu erproben, wurden gezielt Sinti und Roma im Konzentrationslager Buchenwald mit Fleckfieber infiziert, ehe man dann neue Impfstoffe an ihnen testete. Dabei starben viele der inhaftierten Sinti und Roma.
Beim dreitägigen Aufenthalt wurden die Schülerinnen und Schüler professionell von einer Begleitperson der Gedenkstätte auf dem Gelände geführt. In unterschiedlichen Workshops verdichteten sich Ereignisse und Erfahrungen. Hier zeigte sich insbesondere das menschenverachtende Handeln. Unter anderem fertigten die Jugendlichen in den Workshops vorher selbst mobile Stolpersteine an, die bei der Gedenkveranstaltung auf dem Boden ausgebreitet wurden.
Im Rahmen der Reflexionsgespräche erzählten die Schülerinnen und Schüler von ihren beeindruckenden Erlebnissen auf dem Gedenkstättengelände. Vieles hat sie berührt: „Wir hatten gerade in einem Gebäude unser Gespräch, in das die SS-Männer nach getaner Arbeit kamen. Also nachdem sie ihre Grausamkeiten begangen hatten, nachdem sie die Gefangenen den Karachoweg hinuntergetrieben haben, nachdem sie massenhaft Menschen erschossen haben, die später im Krematorium verbrannt wurden und unglaublich brutal waren, putzen sie ihre Stiefel ab und ließen es sich hier gut gehen. Das ist nicht zu fassen“, so ein teilnehmender Schüler.
„Welches Engagement und Interesse die Jugendlichen bei den Präsentationen gezeigt haben, ermutigt mich jedes Mal, auch in Zukunft Gedenkstättenfahrten anzubieten“, so Sebastian Wendt, der jetzt schon insgesamt zum fünften Mal mit Schülerinnen und Schülern unterwegs war. Die Teilnehmerin Lisa Wagner brachte es auf den Punkt und sie sprach für alle mit den Worten „die Selbstverständlichkeiten unserer Demokratie und unserer Freiheit weiß man nach einer solchen Fahrt ganz anders zu schätzen.“
Organisatorisch und finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund. Ebenso vom Limburger Verein „Wir sind mehr – Gegen Rechtsextremismus, für Demokratie und Toleranz“.
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