Wir versuchen, die „windows of silence“ zu ermöglichen
Marvin Diefenbach, Monitoring Officer der OSZE im Donbass, Ukraine, berichtete von seiner Beobachtermission in der Ukraine
Sympathisch und schülernah zeichnete der Abiturient des Jahrgangs 2006 der PPC Schule seinen universitären und beruflichen Werdegang nach und beruhigte all jene Schülerinnen und Schüler im Auditorium, die kurz vor Abschluss ihrer Ausbildung im Beruflichen Gymnasium noch nicht wissen, wie es nach der Schule weitergehen soll.
Nach seinem Bachelorstudium der Social Sciences an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, folgten zwei Masterstudien in Schottland (European Public Policy) und Osnabrück (Europäisches Regieren), währenddessen er auch in Brüssel für die Hessische Landesvertretung als Praktikant tätig war.
Nach einer längeren Bewerbungsphase fand er eine Anstellung als Projekt Manager beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn, wo er im Rahmen von EU-Projekten Drittstaaten weltweit beim Ausbau von Außenwirtschaftssystemen und im Kampf gegen den illegalen Waffenhandel unterstützte. Anfang 2019 begann er seine Arbeit als Beobachter für die OSZE, zu der er vom deutschen Zentrum für internationale Friedenseinsätze sekundiert wurde.
Marvin Diefenbach verschaffte den Schülerinnen und Schülern einen sehr guten Einblick in die komplexe Situation in der Ukraine und die Arbeit der OSZE Beobachter vor Ort.
Konkret umkämpft sind die Gebiete den Oblasten Donezk und Lugansk im Osten des Landes, die in ihrer Bedeutung als Bergbauregionen mit dem Ruhrgebiet in Deutschland zu vergleichen seien. Das Leben der Menschen vor Ort sei hart. Fast täglich verzeichnet die OSZE Verstöße gegen die Waffenstillstandsvereinbarung. Immer wieder komme es entlang der Konfliktlinie zu Zwischenfällen mit Toten und Verletzten, auch unter der Zivilbevölkerung. Die Versorgung mit Wasser, Gas oder Strom ist vielen Gebieten problematisch.
Eine Aufgabe der Beobachter bestehe darin, so genannte „windows of silence“ zwischen den Konfliktparteien zu ermöglichen und sicher zu stellen, dass notwendige Infrastrukturarbeiten vorgenommen werden könnten, um das Leben der Menschen erträglicher zu machen. Marvin Diefenbach berichtete von erschütternden Zwischenfällen auf beiden Seiten der Konfliktlinie und über den Wunsch verzweifelter Menschen, die Kampfhandlungen mögen doch aufhören.
Im Ergebnis bewertet Marvin Diefenbach die Mission positiv: ohne die „OSCE Special Monitoring Mission to Ukraine“ (so ihr offizieller Name) wären die Bedingungen für die Menschen vor Ort sehr wahrscheinlich schlechter.
Die interessierten Fragen der Schülerinnen und Schüler zeigten, dass es Marvin Diefenbach gelungen war, den Ukrainekonflikt und die Arbeit der OSZE verständlich darzustellen. Vor allen Dingen beeindruckte sie, dass ein ehemaliger PPC-Schüler seine Dienste in die Bewältigung eines internationalen Konfliktes stellt.
Herzlichen Dank für diesen interessanten Vormittag!